Für mehr Achtsamkeit! unter Eltern!

“Ich hoffe, du bekommst jetzt eine Ahnung davon, was du deinem Sohn mit deiner Haltung antust […] Ich finde es traurig, dass dein armer Junge sein gesamtes Potenzial verliert. […] Dass die Sprachkompetenzen bei deinem Sohn nicht gut ausgeprägt sind, kannst du ja nicht abstreiten.“

Ein Auszug aus einer Facebookgruppe. Von einer Mutter an eine andere. Er hat mich mehrere Tage beschäftigt und ist der Anlass für diesen Beitrag. Auch wenn dieser Auszug aus dem extremeren Ende des Spektrums stammt, so ist diese Art des Umgangs unter Eltern keine Seltenheit.

Immer wieder bin ich erschrocken davon, wie Eltern sich untereinander begegnen, insbesondere in den sozialen Medien. Das gilt auch Themenübergreifend. Sei es beim Impfen, Fremdbetreuung, Stillen, Zucker oder Medien. Dabei ist es auch völlig egal, ob man dafür oder dagegen ist. Die “Feindseligkeit” ist auf beiden Seiten ausgeprägt.

Ich bin betroffen davon, wie wenig Solidarität teilweise unter Eltern vorhanden ist. Solidarität damit, dass wir alle im selben Boot sitzen. Wir alle versuchen jeden Tag der Verantwortung gerecht zu werden, die bestmöglichen Entscheidungen für uns und unsere Kinder zu treffen.

Glaube ich, dass es von Vorteil ist, seine eigenen Überzeugungen zu reflektieren und vorhandene Erkenntnisse miteinzubeziehen? Absolut, dazu möchte ich ja auch mit meiner Arbeit beitragen.

Aber besonders in der Meinungsverschiedenheit braucht es allergrößte Achtsamkeit.

  1. Egal wie viel wir zu wissen glauben, so sollten wir nie aus den Augen verlieren, dass es “DIE ABSOLUTE WAHRHEIT” nicht gibt. [Anmerkung: So ist z. B. die oft vergessene Grundüberzeugung der Wissenschaft, dass wir uns “der Wahrheit” nur nähern können, ohne sie jemals ganz aufdecken zu können.]

  2. Wir können unsere erworbenen Überzeugungen, Werte und Haltungen selbstverständlich achtsam vertreten. Die eigenen Überzeugungen und Werte mitzuteilen und als solche zu kennzeichnen, unterscheidet sich jedoch grundlegend von einem “Ich-weiß-es-aber-besser-Mantra” voller Vorwürfe und Anschuldigungen, das sich anmaßt, die absolute Wahrheit zu beinhalten.

  3. Jede Konstellation von Kind, Eltern, Ressourcen und Lebensumständen ist einzigartig. Sich diese Tatsache im Bewusstsein zu behalten, ist für mich ein Grundelement im achtsamen Umgang. Ich kann meine eigenen Werte und Überzeugungen vertreten und trotzdem Verständnis dafür aufbringen, dass andere Menschen, mit anderen Geschichten und anderen Umständen zu unterschiedlichen Überzeugungen kommen. Ich kann nicht erwarten, dass Menschen mit anderen Ressourcen und anderen Bedingungen, die gleichen Entscheidungen treffen wie ich.

Besonders betroffen machen mich diese Aspekte in der Blase der bedürfnisorientierten Elternschaft. Regelmäßig wird hier alles, was man in der Begegnung zu Kindern hochhält und zelebriert, im Umgang mit anderen Eltern oder Erwachsenen über Bord geworfen. Sind wir da wirklich Vorbild für unsere Kinder im Umgang mit Meinungsverschiedenheit und unterschiedlichen Überzeugungen?

Wenn ich von einer inneren Haltung ausgehe, dann darf ein wertschätzender, gleichwertiger Umgang nicht vom Alter, der Religion oder dem Herkunftsland abhängen. Meine Haltung bezieht sich einzig und allein auf mich. Ich kann damit niemanden “überzeugen”.

Ich kann jedoch hoffen, dass mein Gegenüber die Offenheit besitzt, sich meine Haltung und Werte anzuhören, zu reflektieren und Aspekte davon zu berücksichtigen. So können wir inspirieren, aufwecken und Impulse setzen. Gleichzeitig braucht es die Achtsamkeit, zu erkennen, wenn mein Gegenüber dafür nicht empfänglich ist oder kein Interesse hat, andere Perspektiven aufzugreifen.

Nirgendwo wird das so treffend zusammengefasst wie im Gelassenheitsgebet:

> “(Gott), gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. ”

Ich freue mich stets darüber, Feedback von euch zu erhalten.

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